Von der Völkerwanderung bis heute: Wenn Migration gefährlich wird
Unter gewissen Voraussetzungen ist Zuwanderung für eine Gesellschaft von Vorteil. Allerdings zeigt die Geschichte, dass sie – je nach Ausmaß und Motivation der Wanderungsbewegung – auch zerstörerisch sein kann.
Das Römische Reich, das zur Zeit seiner größten Ausdehnung im 2. Jahrhundert von Britannien bis Nordafrika und von Gibraltar bis nach Syrien reichte, konnte sich über etliche Jahrhunderte halten, weil unterworfene Völker mehr oder weniger integriert wurden – viele nahmen die römische „Leitkultur“ an, auch wenn sie in Südengland oder Ägypten lebten. Erst in der Spätantike, als sich römische Bürger durch eine Ersatzsteuer von der Rekrutierung zur Armee freikaufen konnten, kam es dazu, dass die Armee zum größten Teil aus „Barbaren“ bestand.
Unter Kaiser Trajan (98-117 nach Christus) hatte das Römische Reich seine größte Ausdehnung.
Unorganisierte Migration von Individuen und Kleingruppen, durchaus auch Gewaltgemeinschaften wie die Goten des 5. Jahrhunderts, die nach Teilnahme am Wohlstand der römischen Welt strebten, aber auch Kriegerheere sickerten nach Italien ein. Sie waren zahlreich, sie hatten ein Ziel, das hunderte Kilometer entfernt lag und sie hatten ein Motiv: die Erlangung von Land, Wohlstand und Anerkennung.
Alarich, König der Westgoten
Als sie die tatsächliche Schwäche des Imperiums begriffen, stürzten sie den römischen Kaiser – kaum hundert Jahre nach dem Aufbruch der Westgoten unter ihrem Heerführer Alarich war es vorbei mit dem Römischen Reich.
Lockruf der Beute
Als Papst Urban 1095 die Christen dazu aufrief, Jerusalem von der muslimischen Herrschaft zu befreien, machte sich als erste das europäische Prekariat auf: mittellose Bauernsöhne, stellungslose Ritter, Raubritter und sogenannte Glücksritter, die in den Mittelmeerländern ihr Glück suchten. Wie der Historiker Steven Runciman schrieb, waren die meisten von ihnen Bauern, „aber es war auch Stadtvolk darunter, Sprösslinge von Ritterfamilien, Straßenräuber und regelrechte Verbrecher.“
Der britische Historiker Steven Runciman (1903-2000) war Experte für das Mittelalter.
Zur Motivation mögen auch religiöse Gründe beigetragen haben (die Befreiung des Heiligen Grabes und die Vergebung aller Sünden), doch war das Erbrecht der Erstgeborenen für die nachfolgenden Geschwister ein Problem, das die Teilnahme am Kreuzzug lösen konnte: die Aussicht auf die Schaffung einer neuen Lebensgrundlage durch Beute. Auch der Lockreiz von Land und Geld/Gold, das Gefühl der Ehre und Familientradition sowie die Sehnsucht nach Abenteuer, das Ausbrechen aus den alten Strukturen. Im Tross, der gen Orient strebte, waren auch Frauen und Kinder. Anders als der eigentliche 1. Kreuzzug scheiterte der „Kreuzzug der Armen“ (auch Bauern- oder Volkskreuzzug) früh und tragisch, kaum jemand überlebte, und wenn, wurde er in die muslimische Sklaverei geführt.
Konquistadoren: Glücksritter in der Neuen Welt
Nicht nur Adlige brachen im 16. Jahrhundert nach Mittel- und Südamerika auf, auch jede Menge spanische „secundones“ (Zweitgeborene). Da sie zu Hause wenig zu erwarten hatten, verlockte sie die Aussicht auf Ruhm und Reichtümer in der Neuen Welt. Auch dritte und vierte Brüder zogen dorthin, in für sie völlig unbekannte Länder, an deren Bewohnern und Kultur sie keinerlei Interesse hatten.
Obwohl die Konquistadoren zahlenmäßig weit unterlegen waren, brachen Zivilisationen wie die der Inkas und Azteken rasch zusammen, hauptsächlich der überlegenen Waffentechnik und der von den Invasoren eingeschleppten Krankheiten wegen, aber auch weil die Spanier die Könige niedermetzelten und die führungslosen indigenen Völker skrupellos zusammenschossen. Diesen war ihre Arglosigkeit gegenüber den Neuankömmlingen, von deren Motiven sie nichts ahnten, zum Verhängnis geworden.
Darstellung der spanischen Konquistadoren, die gegen die Azteken kämpfen.
Die Zahl allein sagt nichts über die Machtverhältnisse aus. Jeder weiß, dass zwei, drei Rüpel eine ganze Schulklasse terrorisieren können. Trifft eine konfliktscheue Gesellschaft auf entschlossene Krawallbrüder, ist es die Mehrheit, die ein Problem hat. Kommt uns das irgendwie bekannt vor?
Das Problem der überschüssigen Jungmänner
Dass Zweit- oder Drittgeborene in der Ferne ihr Glück suchen, ist kein Phänomen der Vergangenheit. „Immer dort, wo Mütter über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte im Schnitt 6 bis 8 Kinder haben, also 3 bis 4 Söhne, da wird es brenzlig“, sagte der Demografie-Experte und Völkermordforscher Gunnar Heinsohn. „Nur ein, höchstens zwei Söhne können mit gesellschaftlichen Positionen versorgt werden. Die überschüssigen dritten und vierten Brüder, ehrgeizig und im besten Kampfesalter, emigrieren – oder holen sich ihre Position mit Gewalt.“
Beschrieb in „Söhne und Weltmacht“ den Zusammenhang zwischen Jungmännerüberschuss und Gewalt: Gunnar Heinsohn.
Der sogenannte Youth Bulge, der Überschuss an jungen Männern, sorgt bei einem starken Ungleichgewicht zwischen karrieresuchenden jungen Männern und verfügbaren gesellschaftlichen Positionen für Konflikte: Kriminalität, Bürgerkriege, Kriege. Bei einem Anteil von mindestens 30 Prozent der 15- bis 29-Jährigen, so Heinsohns Beobachtung, ist die kritische Masse erreicht – was viele Konflikte in der islamischen Welt und in Afrika erklärt. 2020 schrieb er:
„Im demografischen Verhältnis zwischen dem Subsahara-Raum plus Nordafrika/Nahost und der Europäischen Union (ohne UK) steht es bei den heute engagierten 15- bis 29-Jährigen rund 5:1 (knapp 400 zu 78 Millionen. Bei den – morgen erst aktiv werdenden – Kindern unter 15 Jahren steht es 9:1 (rund 600 zu 67 Millionen). Nimmt man die bereits abgeschirmten Europäer (Visegrád-Gruppe, Dänemark, Österreich) heraus, hat es der übrige EU-Nachwuchs bei der Jugend (15 bis 29) mit einer siebenfachen und bei den Kindern unter 15 Jahren mit einer elffachen Übermacht zu tun.“
Ungezählte Millionen sind auf dem Sprung
Heute ist es vor allem die islamische Welt, die einen enormen Geburtenüberschuss verzeichnet. Innerhalb von hundert Jahren hat sich die muslimische Bevölkerung der Erde auf 1,5 Milliarden verzehnfacht. In vielen islamischen Ländern toben Kriege und Bürgerkriege, und nun ziehen Millionen junge Männer aus diesen gewaltaffinen Kulturen nach Europa. Von der Bevölkerungsexplosion in Schwarzafrika gar nicht zu reden.
Ihre Familien, die ihre Reise finanzieren, erwarten, dass sie es hier zu etwas bringen und Geld nach Hause schicken. Gleichzeitig haben sie Vorstellungen von einer Zukunft im Westen, die sich häufig nicht erfüllt. Ein Leben außerhalb der Kontrolle der Familie, des Stammes, befreit von der rigiden Sexualmoral des Islam – und sie wittern die Naivität, die Schwäche und das mangelnde Identitätsgefühl, die sie in den Aufnahmeländern erwartet. Was sie nicht bekommen können, holen sich nicht wenige dieser Migranten mit Gewalt.
Ankunft von 127 Migranten im Hafen von La Restinga auf El Hierro.
Mehrere hundert Millionen Söhne gibt es in islamischen Ländern, und diejenigen unter ihnen, die daheim ohne Perspektive sind, zieht es nach Europa. Anders als die naiven Teilnehmer des Armenkreuzzugs und die spanischen Konquistadoren, die in die Neue Welt aufbrachen, ist Europa für sie keine terra incognita – viele sind bereits dort und berichten, schicken Bilder. Wo es sichtbar für alle etwas zu holen gibt, und sei es nur wenig mehr als in ihrer Heimat, dorthin machen sich die Glücksritter von heute (manche sagen auch Invasoren) auf den Weg.
Wer die Kontrolle verliert, ist verloren
Die Risikofaktoren der Zuwanderung insbesondere aus dem islamischen Kulturkreis und aus Subsahara-Afrika sind zahlreich: die kulturellen Unterschiede, das in aller Regel niedrige Bildungsniveau, die Gewohnheit, Konflikte mit Gewalt zu lösen, die oft oder sogar meistens nicht erfüllte Hoffnung auf ein reges Sexualleben. Hinzu kommt die Anfälligkeit für islamistische Hassprediger, die ihnen einreden, an ihrem Versagen sei der Westen schuld, weswegen es einen Dschihad gegen die Ungläubigen geben müsse. Nicht wenige der bisher Zugewanderten dürften mit dieser Einstellung bereits nach Europa gekommen sein. Diese jungen Männer aus Gewaltkulturen in wehrfähigem Alter, nicht selten mit Kampferfahrung, in riesiger Zahl und unkontrolliert ins Land zu lassen, ist mehr als fahrlässig.
Der Anteil männlicher Asylbewerber ist bereits seit 2015 in jeder Altersklasse signifikant höher als der der weiblichen. In Deutschland sind über zwei Drittel der 1,1 Millionen Asylwerber alleinstehende Männer. Und so verändert sich auch die Demografie in West- und Nordeuropa: In Schweden etwa stehen in der Teenager-Altersgruppe nunmehr 125 Männer 100 Frauen gegenüber.
Viele der jungen Männer bekommen schon rein rechnerisch keine Frau ab, hinzu kommt, dass der Großteil von ihnen aufgrund des sozialen Status (arbeitslos oder schlecht verdienend) große Probleme bei der Partnerwahl hat. Wenn man dann noch den Umgang mit Frauen in traditionellen muslimischen Gesellschaften betrachtet, kann der starke Anstieg an sexuellen Übergriffen in den vergangenen Jahren nur die Naivsten unter uns überraschen.
Die Ideologie der Islamisten, die den westlichen Lebensstil ablehnt und zudem grundsätzlich expansiv ausgerichtet ist, tut ein Übriges, um uns dringend nahezulegen, dass wir uns Gedanken über die Gefahren müssen, die eine Massenzuwanderung über Jahrzehnte, insbesondere seit einem Jahrzehnt, für uns bedeutet. Nicht alle, aber viel zu viele der Zuwanderer, die eben keine „Schutzsuchenden“ sind, führen nicht unbedingt Gutes im Schilde. Europa könnte das wissen, schon aus historischer Erfahrung – siehe oben. Es wird Zeit, dass der Westen sich des Problems ernsthaft annimmt, bevor es gänzlich zu spät ist.